RIM VERFAHREN
Das Reaction Injection Moulding Verfahren: In vielen Bereichen eine kostengünstige Spritzguss-Alternative
Das Reaction Injection Moulding (RIM), oft als Niederdruck-Spritzgussverfahren bezeichnet, wird zur Herstellung von Kunststoffformteilen verwendet. Es bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter die besonders geeignete Produktion von großen Formteilen, kosteneffiziente Fertigung und die Fähigkeit, hochkomplexe Bauteile zu erstellen. Dadurch stellt RIM in vielen Bereichen eine überzeugende und wertvolle Alternative zum traditionellen Spritzgussverfahren dar. Besonders bevorzugt wird dieses Verfahren in Branchen wie dem Motorsport, Maschinenbau, der Schienenverkehrstechnik und im Fahrzeugbau.
1. Einführung in RIM
- Was ist RIM?
2. Vorteile des RIM-Verfahrens
- Was sind die Vorteile der RIM-Technologie?
3. Funktionsweise von RIM
- Wie funktioniert das RIM-Verfahren?
4. Werkzeuge und Ausrüstung
- Werkzeuge beim RIM-Verfahren
5. Materialien im RIM-Prozess
- RIM-Materialien
6. Anwendungen von RIM
- Produkte und Einsatzmöglichkeiten von RIM
7. Schlussbetrachtung
- Fazit
8. Weiterführende Schritte
- Angebot für eine Prototypen- oder Kleinserienfertigung anfordern.
Was ist RIM?
Das Verfahren des Niederdruck-Spritzgusses, bekannt als Reaction Injection Moulding (RIM), dient zur Herstellung von Kunststoffkomponenten. Hierbei werden Polyol und Isocyanat, zusammen mit potenziellen Zusatzstoffen, kombiniert und dann unter einem Druck von vier bis sechs Bar in ein Formwerkzeug – aus Aluminium, Polymerbeton oder Ureol – injiziert. Durch eine Vernetzungsreaktion erhärtet die Mischung in der Form. Mit RIM lassen sich diverse Polyurethan-Bauteile, von weich bis hart, in unterschiedlichen Shore-Härten, Integralschaum und Elastomerteile erzeugen. Ein besonderes Merkmal des RIM-Verfahrens im Gegensatz zum konventionellen Spritzguss ist seine geringere Viskosität, die längere Fließwege ermöglicht. Das bedeutet, dass RIM optimal für dünnwandige, großflächige und komplexe Bauteile ist. Für Kleinserienfertigungen werden überwiegend Werkzeuge aus Polymerbeton genutzt. Die Robustheit der Werkzeugoberflächen im RIM-Verfahren ermöglicht die Produktion größerer Mengen. Oftmals stellt RIM eine überzeugende Alternative zum traditionellen Spritzguss dar.
Was sind die Vorteile der RIM-Technologie?
RIM: Ein unterschätztes Verfahren
Während das RIM-Verfahren gegenüber dem traditionellen Spritzguss signifikante Vorteile aufweisen kann, wird es bisher nur spärlich in der Praxis eingesetzt. Dies liegt hauptsächlich am mangelnden Bewusstsein für dieses Verfahren. Hinzu kommt, dass nur wenige Kunststoffverarbeiter über die Fähigkeit verfügen, das RIM-Verfahren umzusetzen. Lassen Sie uns einen tieferen Einblick in die Vorzüge dieses Verfahrens nehmen:
Hauptmerkmale des RIM-Verfahrens:
- Perfekt für die Produktion von großformatigen Bauteilen (bis zu 2000 mm).
- Herstellung von detailreichen und komplexen Designs möglich.
- Optimiertes Fließverhalten des Materials.
- Kosteneffiziente Werkzeugherstellung.
- Robuste und dauerhafte Werkzeuge.
- Hochqualitative und detailgetreue Oberflächen.
- Vielfältige Möglichkeiten der Oberflächenoptimierung.
- Gestärkte Bauteilstabilität.
- Endprodukte mit geringem Gewicht.
- Vielseitige Materialoptionen.
- Hitzeresistenz von PUR-Bauteilen.
- Hervorragende physische Qualitäten.
- Passend für die ZSB-Produktion.
- Erstellung von Prototypen aus verschiedenen Materialkombinationen.
- Eignung zum Einbringen sensibler elektronischer Bauteile.
Größe und Vielfalt
Einer der Hauptvorteile des RIM-Verfahrens ist die Produktion von umfangreichen und qualitativ hochwertigen Teilen, insbesondere für Komponenten zwischen
100 und 2000 mm.
Wirtschaftlicher Werkzeugbau:
Die RIM-Technik ermöglicht einen kosteneffizienteren Werkzeugbau. Die eingesetzten Materialien sind kostengünstiger als die typischerweise im traditionellen Spritzguss verwendeten.
Qualität:
RIM bietet nicht nur Designfreiheit, sondern auch mechanische Festigkeit, was zu einem qualitativ hochwertigen Endergebnis führt, einschließlich der Möglichkeit einer Gewichtsreduktion.
Optische Vorteile:
Neben der technischen Qualität ermöglicht RIM auch vielseitige optische und haptische Gestaltungsfreiheiten.
Schneller Produktionsbeginn:
Mit dem RIM-Verfahren kann die Produktion deutlich schneller starten. Bei kleineren Stückzahlen ist dies besonders effizient. Trotz der beschriebenen Vorteile hat das RIM-Verfahren bei höheren Stückzahlen gewisse Grenzen. Dennoch können seine Flexibilität und Fähigkeit, größere Teile herzustellen, diese Einschränkungen oft ausgleichen.
Wie funktioniert das RIM-Verfahren?
Bei den Begriffen Kunststoffspritzguss und Reaktionsspritzguss kommt es selbst unter erfahrenen Ingenieuren des Öfteren zu Missverständnissen. Mit dem Wort Reaktion wird jedoch bereits signalisiert, dass zwischen den beiden Verfahren große und wichtige Unterschiede bestehen. Da es sich beim Reaction Injection Moulding-Verfahren um einen Reaktionsprozess handelt, bei dem eine chemische Reaktion stattfindet, kann man hierbei von einem Herstellungsverfahren sprechen. Unmittelbar vor der Verarbeitung wird der Kunststoff über eine chemische Reaktion erzeugt. Bei der Polyaddition reagieren Polyol und Isocyanat zu Polyurethan. Während der chemischen Reaktionen dehnen sich die Polymere aus und verdicken sich. Erst nachdem die Masse in das erhitzte Werkzeug eingespritzt wird, härtet sie aus. Dadurch wird die Produktion komplizierterer Konstruktionen als beim herkömmlichen Spritzgießen möglich.
Das Reaction Injection Moulding-Verfahren kann grob in die folgenden drei Schritte gegliedert werden:
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Reaction: Polyol und Isocyanat werden miteinander vermischt und es kommt zu einer chemischen Reaktion zwischen den beiden Materialien
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Injection: Das reaktive Gemisch wird in das Werkzeug beziehungsweise die Form injiziert
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Moulding: Die Masse härtet in der Form aus, wodurch das gewünschte Formteil entsteht
Vermischung
Der erste Schritt bei der Entstehung des mit dem RIM-Verfahren hergestellten Formteils ist die Vermischung der beiden Komponenten Polyol und Isocyanat. In separaten Kreisläufen werden die zwei Bestandteile in der RIM-Anlage durch Dosierzylinder und Pumpen befördert. Ist noch keine Vermischung erfolgt, werden die Komponenten in einem Kreislauf zurück in den Materialbehälter befördert. Soll ein Formteil hergestellt werden, zieht sich der Steuerkolben des Mischkopfs zurück, wodurch die beiden Bestandteile unter großem Druck aufeinander treffen.
Durch die Vermischung der beiden Komponenten kommt es zu einer chemischen Reaktion, bei der Polyurethan entsteht. Da die beiden, miteinander reagierenden Teile eine sehr hohe Reaktivität aufweisen, werden als RIM-Anlagen vor allem Hochdruck-Dosiermaschinen verwendet. Die beiden Komponenten werden also unter sehr hohem Druck miteinander vermengt. Der enorme Druckaufbau für die Vermischung erfolgt im Mischkopf über eine Kombination aus Düsen und Nadeln, wobei für jede der zwei Komponenten jeweils eine Düse und eine Nadel im Mischkopf vorhanden ist. Der benötigte Druck kann über den Durchmesser der Düsenöffnung und die Stellung der Nadel eingestellt werden. Bei der Justierung müssen zudem die Viskosität und die Fördermenge berücksichtigt werden.
Nach der Vermischung erfolgt die Injektion in das Werkzeug beziehungsweise in die Form.
Injektion in das Werkzeug
Durch den Nachmischer gelangt das entstandene Polyurethan direkt in das Werkzeug beziehungsweise in die Form, wodurch die Eigenschaften der Mischung erhalten bleiben. Das Werkzeug ist dabei in einer Presse verbaut, die das Werkzeug trotz hohem Forminnendruck zuhält. Der Forminnendruck entsteht beim Einspritzen der Masse in das Werkzeug, in dem das Bauteil entsteht. Da die flüssige Masse einen geringeren Druck und eine geringere Temperatur erfordern als beim herkömmlichen Spritzgießen, reichen verhältnismäßig kostengünstige Werkzeuge aus Aluminium oder Polymerbeton vollkommen aus. Die Formen werden mäßig erhitzt, während die exotherme Reaktion dazu führt, dass sich die Masse innerhalb kurzer Zeit auf etwa 325°C erhitzt. Dies wiederum führt zu einer sehr schnellen Aushärtung der Masse.
Aushärtung
Je nach Größe, Wandstärke, Funktion und Geometrie variiert die Zeit für die Aushärtung zwischen unter einer Minute bis zu mehreren Minuten. Ist die Aushärtung abgeschlossen, kann das fertige Bauteil aus dem Werkzeug entnommen werden.